SibA - App zur Simulation von Augenerkrankungen

4. Juni 2014

Die App "SibA - Simulation bei Augenerkrankungen" von Novartis Pharma GmbH simuliert Augenerkrankungen und liefert Infotexte zum Auge und zu einigen Augenerkrankungen. Wir haben die Zugänglichkeit der App im Kurztest untersucht.

Die Simulation legt Filter (einzeln oder auch übereinander) über das vom iPhone oder iPad gerade aufgenommene Kamerabild, um so Sehenden einen Eindruck des empfangenen Bildes bei Augenerkrankungen zu vermitteln. Die Infotexte behandeln die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), das diabetische Makulaödem (DMÖ), retinale Venenverschlüsse (RVV) und die pathologische Myopie (PM).

Eine einfach gestrickte Simulation

Als App für Sehende betrachtet, ist SibA halbwegs brauchbar, die Simulation ist allerdings recht einfach gestrickt. Ärgerlicherweise sind die Schaltflächen, die für die speziellen Erkrankungen bzw. Änderungen des Sehevermögens stehen, nicht beschriftet und die vorgenommene Filter-Auswahl wird nur über farbige Hinterlegung vermittelt. Die Funktion des zugeordneten Schiebereglers, der die Intensität der Filter steuert, ist deshalb nicht einfach zu verstehen.

Der erste Filter erzeugt eine wellenartige Verzerrung des Bildes (wie etwa bei einer feuchten AMD), der zweite erzeugt einen Grauschleier (Grauer Star), der dritte einen Ausfall des zentralen Netzhautbereiches (wie bei der Makuladegeneration) und der vierte ein paar unregelmäßige Flecken, wie sie bei Grünem Star oder Diabetischer Retinopathie auftreten. Andere Erkrankungen, wie sie etwa die Simulation von Pro Retina am Beispiel von Fotos bietet, finden sich nicht. Die Flecken im dritten Filter behalten die gleiche Größe, lassen sich also nicht in ihrer Ausbreitung beeinflussen. Das Ganze sieht eher hastig zusammengestellt aus: es gibt keinen Mehrwert gegenüber der vollständigeren Darstellung am Standbild wie bei Pro Retina.

SibA-Simulation

Abb. 2: Die Simulationsansicht der App SibA zeigt auf dem Kamerabild vier verschiedene, auch in Kombination anwendbare Filter, die sich über Schieberegler in ihrer Intensität einstellen kassen.

Für blinde Nutzer nicht brauchbar

Eine App, die sich mit Augenerkrankungen beschäftigt, sollte auch für blinde Nutzer soweit wie möglich zugänglich sein. Man könnte einwenden, dass die App sich eben an sehende und sehbehinderte Menschen richtet. Sie sollte aber auch geeignet sein, dass blinde und sehbehinderte Menschen anderen die Auswirkungen von Augenerkrankungen demonstrieren können. Außerdem nutzen auch sehbehinderte Menschen häufig zusätzlich Screenreader. Hier fällt SibA glatt durch, denn die App ist mit dem Screenreader VoiceOver schlecht zugänglich.

Die akustisch ausgegebenen Beschriftungen sind zum Teil schlecht verständlich oder auf Englisch abgefasst bzw. nicht übersetzt (und deswegen zusätzlich schlecht verständlich). Zum Beispiel der Schließen-Button der Filtermenüs, der als "Panel close" (auf Deutsch ausgesprochen) ausgegeben wird. Hier bleibt die Beschriftung "Panel close", egal, ob das Panel wirklich offen ist oder nicht.

Auch der Status der verschiedenen Augenerkrankungs-"Filter" im Panel wird nicht richtig angesagt: "Grauschleier off" wird nach Auswahl immer noch als "Grauschleier off" ausgegeben.

Für blinde Nutzer ist also nicht nachvollziehbar, worauf sich der Schieberegler bezieht (es wird nur etwa "56 Prozent - einstellbar" ausgegeben) - auf alle jeweils aktivierten Filter? Man weiß ja nicht, welche aktiv sind, denn das wird nicht ausgegeben.

Der Screen der Simulation und auch die Info-Screens haben keine Überschrift, ausgegeben wird "Überschrift nicht gefunden".

Für sehbehinderte Nutzer schwierig nutzbar

Auch für Sehende bzw. sehbehinderte Menschen sind die Schaltflächen der Simulation nicht gut nutzbar: die Beschriftung fehlt und welcher Filter ausgewählt ist, wird nur über Farbunterschiede (weiß / hellgrün) vermittelt.

Die Texte auf den Info-Seiten (etwa: "Der Aufbau des Auges") sind nicht mit der richtigen Sprache ausgezeichnet: der deutsche Text wird mit dem englischen VoiceOver vorgelesen und ist deshalb nicht verständlich. Dieser Mangel betrifft sowohl blinde als auch sehbehinderte Nutzer. Wer weiß, wie's geht, kann sich über den VoiceOver-Rotor die richtige Sprache einstellen, aber so etwas sollte in den Grundeinstellungen bereits tadellos funktionieren.